Die Erfahrungen von Kirill Schultheis

Portrait Kirill Schultheis ist zum Interviewzeitpunkt 20 Jahre alt und lebt mit einer ADHS-Diagnose. In seiner Kindheit hatte er Medikamente ausprobiert, doch nach einiger Zeit aufgrund von Nebenwirkungen selbstständig abgesetzt. Als junger Erwachsene nimmt er erneut Tabletten und ist bis jetzt sehr zufrieden damit. Herr Schultheis hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Audioversion zugestimmt.

Kirill bezeichnet seinen Zustand als „Aufmerksamkeitsschwäche“, die ihm bereits in seiner Kindheit aufgefallen war und ihn bis heute verfolgt. Schon in der ersten Klasse war er manchmal mitten im Unterricht einfach aufgestanden, um z.B. zum Nachbarstisch zu gehen und sich zu unterhalten – ohne Rücksicht auf andere. Dies führte zu häufigen Konflikten mit den Lehrkräften. Nicht zuletzt deshalb hat Kirill in dieser Zeit eine Spieltherapie gemacht.

Als Kirill in der vierten Klasse war, trennten sich seine Eltern. Er wurde auf ein Internat geschickt. Dort gab es dieselben Probleme, so dass die Eltern mit Kirill einen Arzt aufsuchten. Dieser diagnostizierte ADHS, aber auch eine Hochbegabung und empfahl eine medikamentöse Therapie. Die Mutter von Kirill ist Ärztin und hat der Einnahme zugestimmt. Zwar hatten die Medikamente positive Wirkung auf die schulischen Leistungen, aber für Kirill fühlten sich seine Beine durch die Einnahme von Ritalin wie „Watte“ an. Auch fühlte er sich von seinen Mitschülern aufgrund der Tabletteneinnahme gemobbt. Das war einer der Gründe, warum sich Kirill etwa ab der 6. Klasse keine Medikamente mehr einnahm.

Auch ohne Medikamente bestand Kirill sein Abitur und begann ein Jura-Studium. Das Fach machte ihm viel Spaß, aber die Konzentrationsprobleme blieben. Es passierte ihm immer wieder, dass bestimmte Wörter, die er „Sprungbretter“ nennt, ihn auf ganz andere Gedanken brachten. Er wollte daher erneut Medikamente ausprobieren, wieder unter Aufsicht seiner Mutter. Auch dieses Mal erlebte er schnell eine Besserung, und ganz ohne Nebenwirkungen. Das einzige, was Kirill bemerkt: er wird etwas ruhiger wird, was er nicht schlimm findet.

Kirill hat schon mit vielen Freunden über die Medikamenteneinnahme diskutieren müssen. Oft mit Menschen, die wenig bzw. falsch informiert sind und trotzdem ihre Meinung unhinterfragt vertreten. Nichtsdestotrotz geht will er weiterhin offen mit der Diagnose ADHS um.

Das Interview wurde 18.08.2014 geführt.

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