Anna Lange sieht die Hilflosigkeit von Angehörigen und ist sich sicher: Eine Essstörung ist eine Erkrankung, und niemand ist schuld.

Für Angehörige oder Freunde hätte ich einmal die Botschaft, dass ich mir nur halbwegs vorstellen kann, wie schwierig das ist, wenn man jemandem zuschaut, der sich fast zu Tode hungert. Aber dass die Hilflosigkeit das Eine ist und die Schuld das Andere. Und dass sie bitte nicht glauben dürfen, sie seien schuld. So ist es auch nicht. Was da passiert ist trotzdem eine Erkrankung. Und das heißt in dem Falle, dass der Betroffene aus dem, was ihm widerfährt in seinem Umfeld, das in was verwandelt, was ihm sehr, sehr schadet in dem Moment. Aber das heißt nicht, dass das Umfeld schuld ist daran. Und das dürfen alle, die außen rumstehen, bitte nie vergessen. Ich glaube schon, dass man manchmal vielleicht den Gedanken bekommt: Hätte ich eine bessere Mutter sein müssen? Hätte ich als Vater etwas tun können? Warum habe ich meine Schwester nicht bewahren können vor dem, was da jetzt passiert? Aber es gibt keine Schuld in dem Zusammenhang, da glaube ich fest dran.