Claudia Siebert versucht, mit der Essstörung Frieden zu schließen und ein gutes Leben zu führen, auch wenn sie nicht weggeht.

Es gibt nichts an dieser Krankheit, was auch nur im Entferntesten irgendwie positiv ist. Aber ich, dadurch dass mir natürlich bewusst ist, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt mal positiv für mich war, dass es einen Grund gibt, warum ich diese Krankheit bekommen habe, muss jetzt in meinem Alter irgendwie damit Frieden schließen. Die ist da. Die werde ich auch nie mehr- ich werde sie immer haben auf die eine oder andere Art. Ich habe sie einfach viel zu lange, es ist Teil meiner Persönlichkeit, ein Teil dessen, was mich definiert auch leider Gottes. Und deswegen versuche ich irgendwie damit Frieden zu schließen, aber ich bin natürlich auch sehr verbittert und sehr wütend. Wütend auf die Krankheit. Verdammte Krankheit. Und ich bezeichne sie immer so als besten Freund und schlimmsten Feind, den man haben kann.
Ein bester Freund ist immer da für einen, immer im Hintergrund, kann man immer darauf zurückfallen. Und tut dann- es läuft schon so automatisiert ab, wenn eine schwierige Phase im Leben kommt, viel Stress oder Schicksalsschläge und so, dann kickt sofort wieder mit voller Wucht die Magersucht da rein. […]
Ja, sie wird, weil ich sie schon so lange habe- das gilt jetzt nicht für jeden anderen. Das ist, glaube ich, bei jedem anders. Aber sie wird mich immer irgendwie begleiten. Aber ich glaube, dass ich trotzdem ein gutes Leben führen kann. Das glaube ich wirklich.