Stefanie Peters erzählt, dass sie es falsch fand, andere anzulügen, um ihrer Essstörung nachzugehen, sie aber nicht anders konnte.

Beim Abitur, wissen Sie, alle haben da ausgelassen gefeiert und ein Glas Sekt getrunken. Aber schon ein Glas Sekt hat 100 Kalorien: Puh, nein, das kann ich mir jetzt nicht erlauben. Gerade mal so zwischendurch. Und wenn ich jetzt Sekt trinke, nachher kriege ich wieder so Heißhunger. Wie geht es mir danach? Nein, die Konsequenzen sind viel schlimmer, wenn ich das jetzt trinke, als wenn ich es mir einfach versage.
Und dann abends hieß es: „Ja, komm´ Stefanie, wir gehen jetzt abends noch Pizza essen, komm doch dazu“ und „Wäre doch schön, wir haben jetzt endlich Abi geschafft. Du hast so viel gelernt und jetzt genieß es doch endlich.“ „Nein, der Papa kocht heute Abend groß und der hat sich halt extra freigenommen.“ Ja, von wegen, Banane, dann bin ich heimgegangen und habe mich ins Bett gelegt.
Also immer- und auch, wissen Sie, dieses permanente Lügen und Ausreden finden. Ich bin kein Mensch, der gerne lügt. Ich bin da wirklich für Offenheit, aber es war notwendig. Ich konnte mich gar nicht mehr anders rechtfertigen. Und dann wäre es aufgefallen. Und da habe ich gemerkt, das wird langsam wirklich gefährlich. Ich werde eine Person, die ich eigentlich gar nicht bin. Und das wurde immer ärger, wo ich mich dann auch selbst ertappt habe und gedacht habe: Boah, sag mal, wie dreist und wie falsch ist das jetzt eigentlich, da ständig nur zu lügen. Aber es ging nicht anders. Ich konnte es nicht besser.
Gab es jemanden, den Sie da einweihen konnten in dieses Gefühl?
Sehr, sehr, sehr spät. Also erst, als es dann wirklich zu diesen Arztgesprächen kam und mir Stück für Stück bewusst gemacht wurde, ich brauche mehr Hilfe, als ich mir eingestehe. Erst dann, wo ich gewusst habe, es muss jetzt gehandelt werden. Erst dann ging es. Aber davor hätte ich nie sagen können: „Ja, ich bin so beeinflusst von der Krankheit.“