Erfahrungen mit dem therapeutischen Team

Anders als in Akutkrankenhäusern konzentriert sich die therapeutische Arbeit in Reha-Kliniken weniger auf die Ärzte, sondern wird von einem ganzen Team wahrgenommen, das sich aus Therapeuten und zuständigen Fachleuten unterschiedlichster Fachrichtungen, Ärzten und Pflegepersonen zusammensetzt.

Fast alle Erzähler berichten von sehr positiven Erfahrungen mit den Personen des therapeutischen Teams. Sie werden als sehr freundlich und zugänglich, offen und hilfsbereit beschrieben. Viele unserer Erzähler berichten, dass sie sehr umsorgt worden seien und die Therapeuten sich auch menschlich um sie bemüht hätten. Sie äußern sich oft überrascht, wie sehr die Therapeuten auf persönliche Bedürfnisse eingegangen seien, viel an Angst genommen und Mut gemacht hätten. Man habe sich auf Augenhöhe treffen können und das Gefühl gehabt, dass die Reha gemeinsam gestaltet würde (siehe auch Mitsprachemöglichkeiten in der Reha). Wenige Erzähler berichten, dass das Personal überfordert und gestresst gewesen sei, und führen dies auf schlechte Arbeitsbedingungen und Personalpolitik der jeweiligen Kliniken zurück.

Dorothee Funk freute sich immer auf die Therapiestunden, weil die Therapeuten auch seelisch mit einem verbunden waren.

Viele hatten den Eindruck, dass das Personal nicht nur fachlich, sondern auch im menschlichen Umgang psychologisch oder seelsorgerisch ausgebildet gewesen sei; dies fanden sie aber auch erforderlich und wichtig. Das Pflegepersonal oder die Stationsärzte spielen in vielen Erzählungen eine wichtige Rolle, weil sie oft am besten verfügbar und offen für Unterstützung und Hilfe waren. Einige fanden hingegen die leitenden Ärzte eher „unnahbar“. Das Ehepaar Brenk machte die Erfahrung, dass keiner der behandelnden Ärzte hinreichend gut deutsch sprechen konnte, um mit ihnen ein vertiefendes Gespräch zu führen.

Claudia Frohwein fand, dass das Pflegepersonal Tag und Nacht ansprechbar war, wenn es ihr nicht so gut ging.

In fachlicher Hinsicht äußern sich die meisten Erzähler begeistert über Fähigkeiten, Erfindungsreichtum und Aufmerksamkeit der Therapeuten, denen nichts entging und die nie aufgaben. Manche berichten aber auch, dass sie deutliche Unterschiede erlebten: viele seien sehr engagiert gewesen und hätten ihren Beruf als Berufung ausgeübt, hätten sich immer wieder neue Methoden und Hilfsmittel überlegt und seien auf die individuellen Symptome ihrer Patienten eingegangen. Andere hätten es sich jedoch einfach gemacht und bei der Verordnung oder in der Gruppentherapie ihr „08/15-Programm“ oder „Schema F“ abgespult, auch wenn die Patienten ganz unterschiedliche Bedürfnisse hatten. In manchen Kliniken hätten die Therapeuten auch häufig gewechselt und keiner habe gewusst, was der Vorgänger gemacht hatte.

Melanie Brenk und ihr Mann machten gute und schlechte Erfahrungen damit, wie in den Therapiegruppen auf ihre speziellen Probleme eingegangen wurde.

Andrea Schäfer erzählt, wie sehr die Ergotherapeutin mit ihrem großen Repertoire engagiert war und sich immer neue Lösungen ausdachte.

Bernd Watke fand, dass die Therapeuten sich zu wenig an seine individuellen Beschwerden herantasteten.

Ein wichtiger Punkt in den Schilderungen ist, ob die Therapeuten Schwierigkeitsgrade und Herausforderungen der Therapien angemessen dosieren konnten. Auch hier gab es unterschiedliche Erfahrungen. Einige schätzten es, mit einem raueren Ton angepackt und zu größerer Anstrengung getrieben zu werden. Andere litten darunter, wenn sie „angeraunzt“ wurden und waren dankbar für eine fürsorgliche Anleitung. Viele empfanden es als eine Erleichterung, von den Therapeuten zu lernen, dass ihr Ehrgeiz auch schädlich sein könne und dass sie nichts beweisen müssten.

Claudia Gross fand die Mischung aus Beruhigung und Ansporn bei ihren Therapeuten genau richtig.

Ali Kaya war dankbar, dass die Therapeuten keinen Druck ausübten und ihn langsam seine Erfahrungen machen ließen.

Von großer Bedeutung ist auch die Koordination und Zusammenarbeit des therapeutischen Teams. Vor allem in der psychosomatischen Reha schätzten es die Erzähler sehr, dass Hand in Hand gearbeitet wurde und alle am selben Strick zogen, die Therapeuten „ihre Augen und Ohren überall hatten“. Manche erlebten jedoch auch, dass ihre Reha an den Kooperationsproblemen in der Klinik litt, weil keiner sich richtig zuständig fühlte. Einige erwähnen als positiv, dass die Abläufe und Prozesse in der Klinik hervorragend organisiert und gut durchschaubar gewesen seien, so dass man auch als Patient immer gut informiert gewesen sei.

Katja Scholz berichtet, dass sich die unterschiedlichen Behandler auch untereinander abstimmten und fand das sehr positiv.

Nadine Baumann litt mit ihrer Diät darunter, dass es in der Klinik ein großes Kommunikationsproblem zwischen den Abteilungen gab.

Ali Kaya hatte in der ambulanten Reha häufig mit wechselnden Therapeuten und Ärzten zu tun und musste ständig alles von vorne erklären.

Auch Personen außerhalb des therapeutischen Teams können in den Erzählungen eine große Bedeutung dafür bekommen, ob die Erzähler sich in der Klinik wohlfühlten oder nicht. Margot Kirsch beklagt einige Mängel in der Hauspflege; so wurde ihr Bett gar nicht frisch bezogen. Andrea Schäfer fand es unangenehm, dass das Putzpersonal in ihrer Abwesenheit ihre persönlichen Sachen wegräumte.

Neben solchen konkreten Ereignissen erlebten unsere Erzähler aber auch die gesamte Atmosphäre des Umgangs miteinander als bedeutend. Viele erwähnen, wie angenehm und förderlich es für die Genesung gewesen sei, dass in der ganzen Klinik und bei allen Mitarbeitern ein freundlicher und respektvoller Ton geherrscht hätte.