Die Erfahrungen von Andreas Gmähle

Portrait Andreas Gmähle ist zum Zeitpunkt des Interviews 37 Jahre alt. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern (3 und 7 Jahre alt) zusammen und arbeitet als Krankenpfleger. Nach einer zwei Jahre andauernden beruflichen Belastungssituation wurde er wegen einer Depression krankgeschrieben. Eine stationäre Rehabilitation konnte er sich zunächst aufgrund der Distanz zur Heimat nicht vorstellen. Im Rückblick ist er aber froh, diese Reha angetreten zu sein.

Den Antrag auf die Rehabilitation stellte Andreas Gmähle gemeinsam mit seinem Hausarzt auf dessen Anraten hin bei der Rentenversicherung. Als besonders belastend schildert er die mehrmonatige Wartezeit von der Antragsstellung bis zum Antritt der Reha, denn sich zu Hause zu erholen war sehr schwer für ihn.

Andreas Gmähle erzählt, dass er zuerst erwartete, er könne am Ende der Reha geheilt und gesund aus der Klinik gehen. Er freundete sich aber dann damit an, dass noch ein längerer Gesundungsprozess vor ihm liegt. In der Anfangsphase der Reha hatte er kaum Anwendungen, bekam dafür aber die Anweisung, sich zu erholen und sich mit sich zu beschäftigen. Andreas Gmähle erzählt, dass er nach ein paar Tagen festgestellt habe, dass ihm diese Zeit, die er vor allem beim Wandern in der Natur verbrachte, gut tat und er weniger grübelte. Ebenfalls positiv überrascht haben ihn die Kunsttherapie, die Gruppentherapie und das Qi Gong. Als besonders hilfreich schildert Andreas Gmähle eine Einzeltherapie zu Konflikten am Arbeitsplatz, bei der er konkrete Strategien für den Umgang mit Belastungen an seinem Arbeitsplatz entwickelte.

Andreas Gmähle beschreibt, dass die Trennung von seiner Familie nicht so schwierig gewesen sei, wie er vorher befürchtet hatte. Er telefonierte täglich mit seiner Frau und seinen Töchtern. Auf einen gegenseitigen Besuch haben sie verzichtet, da den Kindern der Abschied schwerer fiel als das Wegsein ihres Vaters und es ihnen sehr gut gelang, den Kontakt über das Telefon zu halten. Ihm wurde während der Reha auch bewusst, dass er vorher häufig in der Familie zwar körperlich anwesend aber vom Kopf gar nicht da gewesen ist.

Andreas Gmähle erzählt, dass die Kontakte mit Mitpatienten in der Klinik sehr wertvoll waren, um die Freizeit zu gestalten und sich in der Depression verstanden und weniger bemitleidet zu fühlen. Die psychotherapeutischen Gespräche in der Reha halfen ihm dabei, die Depression und ihre Symptome besser zu verstehen und ihnen nicht so stark ausgeliefert zu sein.

Nach der Reha veränderte Andreas Gmähle seinen Alltag. Er erzählt, dass er mehr auf seine eigenen Bedürfnisse achtet und spürt, was ihm gut tut und was nicht. So nimmt er sich öfter eine Stunde Zeit für Sport oder Spaziergänge, um danach wieder mit ganzer Aufmerksamkeit bei seiner Familie zu sein.

Nach der Reha blieb er noch zwei Wochen krankgeschrieben zu Hause und machte dann eine berufliche Wiedereingliederung. Dieser langsame Übergang war für ihn gut. Bei der Arbeit ist es ihm gelungen, sich bei Zusatzaufgaben besser abzugrenzen und auch eigene Forderungen zu stellen. Andreas Gmähle erzählt auch, dass er wie schon vor der Reha eine ambulante Psychotherapie in Anspruch nimmt, in der ihm vor allem das nichtwertende Zuhören gut tut.

Das Interview wurde im Winter 2014 geführt.