Christian Lorenz empfindet die 3 Monate zwischen den Kontrollen entlastend, da er sich keine Gedanken machen muss.

Und jetzt gerade bequemen sich die Tumorzellen, mich noch nicht umzubringen halt. Im Augenblick geben sie irgendwie Frieden. Es sitzt hier hinten jetzt drin. Klar, ich weiß, ich kann die Stellen zeigen, wo die sind. Die bleiben jetzt gerade einmal friedlich. Dann macht man Untersuchungen, wie dieses PET, das ist so eine spezifische Geschichte. Da verfällt man dann in Panik, weil es wird alles untersucht. Drei Monate später das Ergebnis: Da nicht mehr, dafür aber da und so. Das ist völlig, völlig irre. Aber das ist natürlich jetzt im Augenblick gut, dass ich da in der Ambulanz bin, weil die sagen das völlig rational: "Der Befund muss relativ klar sein, man muss wirklich deutlich etwas sehen und dann kann man in Ruhe behandeln." Und was mich da beruhigt hat ist, dass die sagen: "Wir haben Zeit", sozusagen, weil ich dachte natürlich: Ich habe keine Zeit, okay. Da habe ich im Lehrbuch geblättert und habe gedacht: Oh, Mist aber auch. Endstadium steht da. Diese Therapie hat versagt, danach kommt nichts mehr. Chemo ist nicht mehr so richtig wirksam, das ist ein neues Lehrbuch. Chemo ist nicht mehr so wirksam. Okay, dachte ich jetzt, Mist. Und dann aber zu hören: "Nein, also immer mit der Ruhe. Es gibt immer noch Optionen. Und vor allen Dingen muss man das sehr, sehr gezielt machen." Und dann hat der Arzt gesagt: "Wenn wir jetzt etwas machen und wir können nicht richtig beurteilen, ob das wirksam ist, dann wissen wir nicht, ob es das war, was vielleicht wirksam oder nicht wirksam ist." Und was mich überzeugt hat ist, wenn man das im Dreimonatsrhythmus kontrolliert, wenn man dann eine Therapie macht, ist die in drei Monaten noch genauso wirksam, wie sie jetzt wirksam wäre. Also habe ich gesagt: Ja, super. Jedes Mal, wenn nichts ist, ist der nächste Punkt zur Entscheidung, ob man etwas Anderes macht, in drei Monaten. Und das bedeutet, dass man erst einmal drei Monate so irgendwie, wie soll ich sagen? Also, ist erst einmal die Sache klar. Es sei denn, plötzlich ist irgendein schweres Symptom oder was weiß ich oder so. Oder der PSA galoppiert irgendwohin. Aber so dachte ich: Das ist erst einmal gut. Im Dreimonatszyklus wird die Entscheidung getroffen und jetzt wurde drei Mal die Entscheidung getroffen: Wir tun erst einmal gar nichts. Außer ein bisschen Cortison drauf. Und jetzt kommt die nächste Entscheidung in drei Monaten noch einmal. Und das bedeutet: In diesen drei Monaten muss ich mir jetzt nicht unbedingt irgendwelche Gedanken machen. Das ist schon einmal sehr entlastend. Und dann war es wirklich so, als ich dort war: Okay, dann musst Du auch nicht immer diesem blöden Tumormarker hinterherrennen. Weil wenn man dann dahin geht, so alle sechs Wochen sozusagen: Steigt der jetzt? Sinkt der? Und den ganzen Kram da.